Im Detail
Im April 1954 gründete Lehrer Wilhelm Kircher aus Hardert das Kreisvolksbildungswerk Neuwied als nicht eingetragenen Verein mit einigen Außenstellen im Kreis- sowie im heutigen Stadtgebiet. Die Mitarbeiter und Kursleitenden waren meist Lehrer der kleineren, oft einklassigen Schulen in den Gemeinden des Kreises. Sie engagierten sich, um auch Erwachsenen eine wohnortnahe Möglichkeit der Weiterbildung zu geben. Die noch junge Bundesrepublik war in Aufbruchstimmung und es wurde an den Strukturen für den Neuaufbau des Staates und seiner Gesellschaft gearbeitet. Die Volkshochschulen trugen mit ihrem Bildungsangebot dazu bei, sowohl den Hunger nach Kultur wie auch die Nachfrage nach praktisch Nützlichem zu stillen.
1960 übernahm Lehrer Karl-Heinz Frankhäuser aus Oberhonnefeld die Leitung. Ihm gelang es, das Netz der Außenstellen zu vergrößern und weitere Mitarbeiter zu finden. Als Nachfolger wurde Oberlehrer Gerhard Tröger aus Neuwied zum neuen Leiter gewählt und führte den Vorsitz von 1967 bis zu seinem Tod im Jahr 1982. In seine Amtszeit fällt u.a. die Änderung des Namens in Kreisvolkshochschule Neuwied, bei dem es bis heute geblieben ist, sowie die Eintragung ins Vereinsregister im Jahr 1978. Als nunmehr eingetragener Verein gab sich die Kreisvolkshochschule eine Satzung und beantragte die staatliche Anerkennung als Einrichtung der Weiterbildung, die das Land Rheinland-Pfalz auch erteilte.
Mit der Konzentration im Schulwesen änderte sich in den 70er-Jahren auch die Struktur der Kreisvolkshochschule. Einige örtliche Einrichtungen wurden nach der Eingemeindung ihres Ortes in die Volkshochschule der Stadt Neuwied integriert. Auch inhaltlich vollzogen sich Veränderungen: In den ersten Jahren standen Einzelveranstaltungen, Vorträge und Filmvorführungen im Vordergrund; später begann man, mehr und mehr Kurse, vor allem im Bereich der beruflichen Bildung, einzurichten.
1979, im Jahr des 25. Jubiläums, bestand die Kreisvolkshochschule aus 12 örtlichen Einrichtungen, die teilweise noch unter dem inzwischen veralteten Namen Volksbildungswerk firmierten. Orte wie Oberdreis, Melsbach oder Urbach unterhielten somit eigene Bildungseinrichtungen, die sich mit mehr oder weniger zahlreichen Angeboten am Gesamtprogramm beteiligten. Insgesamt wurden in diesem Jahr 287 Veranstaltungen mit 5.771 Unterrichtsstunden und 3.516 Teilnehmenden; 52 Einzelveranstaltungen mit 2.797 Teilnehmenden sowie 48 Studienfahrten mit 1.165 Teilnehmenden und zwei Ausstellungen durchgeführt.
Nach Trögers Tod wurde Arnulf Meyer aus Neuwied zum neuen Vorsitzenden gewählt. Ihm folgte schon 1985 Jürgen Schmidt aus Rüscheid. 1996 wurde die Satzung neu gefasst und alle Verbandsgemeinden des Landkreises wurden mit einer örtlichen Einrichtung Mitglied der Kreisvolkshochschule. Die kleinen Volksbildungswerke in einzelnen Ortsgemeinden gehörten nunmehr endgültig der Vergangenheit an. Gleichzeitig wurde auch der Vorstand neu gewählt: Vorsitzender war nun Lehrer Hans Steinkrüger aus Linz.
1978, im Rahmen des Verfahrens der staatlichen Anerkennung, antwortete der damalige Vorsitzende Tröger in einem Schreiben an das rheinland-pfälzische Kultusministerium auf deren Frage, warum bei der Kreisvolkshochschule kein hauptamtlicher pädagogischer Mitarbeiter beschäftigt sei, mit der lapidaren Gegenfrage "Wer soll den bezahlen?" Da das Ministerium darauf offenbar lange Jahre keine Antwort hatte, kam erst in den 90er-Jahren Bewegung in die Sache. 1996 konnte mit einem Personalkostenzuschuss des Landes die erste hauptamtliche Stelle bei der Kreisvolkshochschule eingerichtet werden. Während die erste pädagogische Mitarbeiterin Petra Cejnek noch in Heimarbeit ihren Job erledigte, unterhielt die Kreisvolkshochschule nun, nach einer Zwischenstation in der Verbandsgemeindeverwaltung Linz, seit 2002 eine zentrale Geschäftsstelle im Kreismedienzentrum in Neuwied, die mit der Dipl.-Politologin Anette Köhler besetzt wurde. Ebenfalls seit 2002 ist Klaus Hannuschke, ehemaliger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Linz, Vorsitzender der Kreisvolkshochschule.
In 2003 wurden kreisweit 479 Kurse mit 8.590 Unterrichtsstunden und 4.406 Teilnehmenden durchgeführt. Außerdem nahmen 1.207 Bürgerinnen und Bürger an 67 Einzelveranstaltungen, 24 Exkursionen und einer Studienreise teil. Der bei der Kreisvolkshochschule Neuwied in jeder Hinsicht am stärksten vertretene Programmbereich war und ist auch heute noch die Gesundheitsbildung. Ernährungs-, Bewegungs- und Entspannungskurse finden die bei weitem größte Nachfrage und dementsprechend groß und vielfältig ist auch das Angebot.
Über eigene Räumlichkeiten verfügt die Kreisvolkshochschule nicht, deswegen nutzt sie überwiegend die der allgemeinbildenden Schulen im Landkreis Neuwied. Finanzielle Unterstützung erhält die Kreisvolkshochschule nach wie vor vom Land Rheinland-Pfalz auf der Grundlage des Weiterbildungsgesetzes sowie vom Landkreis Neuwied und den einzelnen Verbandsgemeinden.
Heute arbeitet die Kreisvolkshochschule neben Vorstand, zwei hauptamtlich pädagogischen Mitarbeiterinnen sowie zwei Verwaltungsmitarbeiterinnen mit 7 ehrenamtlichen Außenstellenleitungen und über 100 nebenberuflichen Kursleitenden. Anmeldungen vor Ort übernehmen Mitarbeitende der einzelnen Verbandsgemeindeverwaltungen.